CO₂-Abscheidung: Hoffnungsträger oder Ablenkungsmanöver im Kampf gegen den Klimawandel?

ADVERTISEMENT
2025-08-27
CO₂-Abscheidung: Hoffnungsträger oder Ablenkungsmanöver im Kampf gegen den Klimawandel?
DIE ZEIT

Die Notwendigkeit der CO₂-Abscheidung: Ein Weg zur Klimastabilität?

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Während die Reduktion von Treibhausgasemissionen oberste Priorität haben muss, gewinnt auch die CO₂-Abscheidung (Carbon Capture and Storage, CCS) zunehmend an Bedeutung. In Norwegen wird derzeit ein vielversprechendes Projekt durchgeführt: CO₂ wird direkt vor der Küste unter dem Meer gespeichert. Doch ist diese Technologie wirklich ein Hoffnungsträger oder lediglich ein Ablenkungsmanöver, das von der fossilen Industrie vorangetrieben wird, um den Status quo zu verteidigen?

Wie funktioniert CO₂-Abscheidung und -Speicherung?

Das Prinzip der CO₂-Abscheidung ist relativ einfach: CO₂ wird aus industriellen Prozessen oder direkt aus der Atmosphäre abgeschieden. Anschließend wird das abgeschiedene CO₂ komprimiert und transportiert, um es in tiefen geologischen Formationen, wie beispielsweise erschöpften Öl- und Gasfeldern oder Salzkavernen, zu speichern. Die Speicherung unter dem Meeresboden, wie in Norwegen demonstriert, ist eine weitere Möglichkeit. Die Technologie ist nicht neu, aber erst in den letzten Jahren hat sie durch Fortschritte in der Technik und das wachsende Bewusstsein für den Klimawandel wieder an Aufmerksamkeit gewonnen.

Das norwegische Projekt: Ein Vorreiter?

Das Projekt vor der norwegischen Küste, Longship genannt, wird oft als Vorzeigebeispiel für CCS genannt. Es soll demonstrieren, dass die Speicherung von CO₂ unter dem Meerboden sicher und effektiv möglich ist. Allerdings gibt es auch Kritik. Kritiker bemängeln die hohen Kosten der Technologie und argumentieren, dass sie eine teure Ablenkung von der eigentlichen Aufgabe darstellt: dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.

Die Kritik an CCS: Eine „Ausrede“ für fossile Brennstoffe?

Ein Hauptvorwurf gegenüber CCS ist, dass sie von der fossilen Industrie genutzt wird, um die Lebensdauer von Kohlekraftwerken und Erdgasanlagen zu verlängern. Die Argumentation lautet oft: „Wir können die Emissionen reduzieren, indem wir das CO₂ abfangen und speichern.“ Dies könnte dazu führen, dass die notwendige Transformation hin zu erneuerbaren Energien hinausgezögert wird. Es besteht die Gefahr, dass CCS als eine Art „Lizenz zum Fortsetzen“ für fossile Brennstoffe dient.

Die Notwendigkeit einer kritischen Betrachtung

Trotz der Kritik ist es wichtig, die CO₂-Abscheidung nicht pauschal zu verteufeln. In bestimmten industriellen Sektoren, wie beispielsweise der Zement- oder Stahlproduktion, ist es möglicherweise schwierig, Emissionen vollständig zu vermeiden. Hier könnte CCS eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Maßnahmen sein. Allerdings sollte CCS niemals als Ersatz für die Reduktion von Emissionen an der Quelle betrachtet werden. Eine transparente und unabhängige Bewertung der Kosten, Risiken und Effekte der CO₂-Abscheidung ist unerlässlich. Nur so kann sichergestellt werden, dass diese Technologie tatsächlich einen Beitrag zum Klimaschutz leistet und nicht zu einer weiteren Verzögerung der notwendigen Transformation der Wirtschaft wird.

Fazit: Ein vielversprechendes Werkzeug mit Risiken

Die CO₂-Abscheidung hat das Potenzial, eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel zu spielen. Allerdings birgt sie auch Risiken. Es ist entscheidend, dass CCS nicht als Ausrede für die Fortsetzung der Nutzung fossiler Brennstoffe dient, sondern als eine gezielte Maßnahme zur Reduktion von Emissionen in Sektoren, in denen andere Lösungen schwer umsetzbar sind. Eine kritische und transparente Herangehensweise ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass CCS tatsächlich einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Empfehlungen
Empfehlungen