China: Aufstieg oder Rückkehr? Eine Neubewertung der deutsch-chinesischen Beziehungen

2025-04-18
China: Aufstieg oder Rückkehr? Eine Neubewertung der deutsch-chinesischen Beziehungen
WELT

Die romantische Verklärung und die aktuelle Dämonisierung Chinas – beides Fehlschlüsse

Lange Zeit wurde China in Deutschland und im Westen romantisiert, als ein Land voller Mysterien und alter Weisheit. Doch in den letzten Jahren hat sich das Bild gewandelt. China wird zunehmend dämonisiert, als eine aggressive Großmacht, die westliche Werte bedroht. Die Sinologin Marina Rudyak argumentiert, dass beide Perspektiven fehlerhaft sind und eine differenzierte Betrachtung erfordern.

Warum die Romantisierung nicht haltbar war: Die frühe Faszination für China basierte oft auf einer idealisierten Vorstellung von Konfuzianismus und Harmonie. Diese Sichtweise ignorierte die komplexen politischen und wirtschaftlichen Realitäten des Landes und blendete soziale Ungleichheiten und Menschenrechtsverletzungen aus.

Die Dämonisierung: Ein gefährlicher Trend: Die aktuelle Welle der Dämonisierung Chinas ist ebenso problematisch. Sie vereinfacht die komplexe Realität des Landes und schürt Ängste und Vorurteile. Die Fokussierung auf die militärische Aufrüstung und die wirtschaftliche Konkurrenz blendet die positiven Aspekte der chinesischen Entwicklung aus, wie die Armutsbekämpfung und die technologische Innovation.

China als führende Zivilisation: Eine historische Perspektive: Marina Rudyak betont, dass China über Jahrhunderte hinweg eine führende Zivilisation war. Es hat die Welt in Bereichen wie Wissenschaft, Technologie und Kunst maßgeblich beeinflusst. Die aktuelle Entwicklung Chinas sollte im Kontext dieser historischen Bedeutung gesehen werden. Es geht nicht um einen „Aufstieg“ im Sinne einer Neuerscheinung, sondern um eine „Rückkehr“ zu einer angestammten Rolle als globaler Akteur.

Was Deutschland von China lernen kann: Um China besser zu verstehen, müssen die Deutschen mehr über die chinesische Geschichte, Kultur und Denkweise lernen. Dies erfordert eine Abkehr von simplen Gut-Böse-Schemata und eine kritische Auseinandersetzung mit den komplexen Herausforderungen, vor denen China steht. Eine konstruktive Dialog ist unerlässlich, um die deutsch-chinesischen Beziehungen in eine positive Zukunft zu führen.

Die Bedeutung eines differenzierten Verständnisses: Eine differenzierte Betrachtung Chinas ist nicht nur für die deutsch-chinesischen Beziehungen wichtig, sondern auch für die globale Stabilität. Nur durch ein besseres Verständnis der chinesischen Perspektive können wir gemeinsame Lösungen für globale Herausforderungen wie den Klimawandel, die Pandemiebekämpfung und die wirtschaftliche Entwicklung finden.

Fazit: China ist weder ein Aufsteiger noch ein Dämon. Es ist eine komplexe und vielschichtige Nation mit einer reichen Geschichte und einer bedeutenden Rolle in der Welt. Es ist an der Zeit, die romantische Verklärung und die aktuelle Dämonisierung zu überwinden und eine fundierte und differenzierte Perspektive auf China zu entwickeln.

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