Revolutionäre Stammzellforschung: Mäuse mit zwei Vätern – Was bedeutet das für die Zukunft der Kinderwunschbehandlung?

2025-06-11
Revolutionäre Stammzellforschung: Mäuse mit zwei Vätern – Was bedeutet das für die Zukunft der Kinderwunschbehandlung?
tagesschau.de

Ein bahnbrechender Durchbruch in der Stammzellforschung hat in Japan für Aufsehen gesorgt: Wissenschaftler haben erfolgreich Mäuse gezüchtet, die zwei väterliche Gene besitzen und keinerlei mütterlichen Einfluss aufweisen. Diese bemerkenswerte Leistung eröffnet ungeahnte Perspektiven für Paare mit Kinderwunsch und wirft gleichzeitig ethische Fragen auf.

Der wissenschaftliche Durchbruch: Zwei Väter, keine Mutter

Das Forscherteam unter der Leitung von Professor Tetsuya Ogawa an der Kyoto Universität hat eine innovative Methode entwickelt, um Mäuse ohne weibliches genetisches Material zu züchten. Die Grundlage bildet die Manipulation von Stammzellen – den sogenannten primordialen Keimzellen (PGCs). Normalerweise entwickeln sich PGCs aus embryonalen Zellen und differenzieren sich zu Eizellen oder Spermien. Ogawa und sein Team haben jedoch einen Weg gefunden, PGCs aus zwei verschiedenen männlichen Zellen zu kombinieren und so eine neue Generation von Mäusen zu erzeugen, die ausschließlich von väterlicher Seite abstammen.

Wie funktioniert die Methode?

Der Prozess ist komplex und erfordert präzise genetische Manipulation. Zunächst werden Stammzellen von zwei männlichen Mäusen entnommen. Diese Zellen werden dann im Labor so verändert, dass sie die Fähigkeit verlieren, sich zu Eizellen oder Spermien zu entwickeln. Stattdessen werden sie zu sogenannten „induzierten PGCs“ (iPGCs). Anschließend werden diese iPGCs in den Embryo eines anderen Mausweibchens injiziert. Die iPGCs entwickeln sich dann zu Keimzellen, die zur Fortpflanzung befähigt sind, ohne die Notwendigkeit einer weiblichen Keimzelle.

Was bedeutet das für Paare mit Kinderwunsch?

Die Implikationen dieser Forschung für die Kinderwunschbehandlung sind enorm. Paare, bei denen eines oder beide Partner genetische Defekte tragen oder die ungewöhnliche genetische Kombinationen wünschen, könnten in Zukunft die Möglichkeit haben, gesunde Kinder zu bekommen, ohne das Risiko, diese Defekte an ihre Nachkommen weiterzugeben. Die Technik könnte auch für gleichgeschlechtliche Paare eine Option zur Erzeugung eigener biologischer Kinder darstellen, was bisher nur mit Hilfe von Leihmuttern möglich war.

Ethische Bedenken und zukünftige Forschung

Obwohl die Forschung vielversprechend ist, wirft sie auch ethische Fragen auf. Die Möglichkeit, die genetische Zusammensetzung von Kindern gezielt zu beeinflussen, könnte zu Missbrauch führen und gesellschaftliche Ungleichheiten verstärken. Darüber hinaus ist die Sicherheit und langfristige Gesundheit von Kindern, die auf diese Weise gezeugt werden, noch unbekannt. Weitere Forschung ist notwendig, um die potenziellen Risiken und Vorteile dieser Technologie vollständig zu verstehen.

Ausblick: Von Mäusen zu Menschen?

Der Weg von der Mausforschung zur Anwendung beim Menschen ist noch lang und mit vielen Herausforderungen verbunden. Die menschliche Entwicklung ist komplexer als die der Maus, und die genetischen Mechanismen, die an der Keimbildung beteiligt sind, sind noch nicht vollständig verstanden. Dennoch ist der aktuelle Durchbruch ein wichtiger Schritt in Richtung einer potenziellen Revolution in der Reproduktionsmedizin. Die Forschung könnte in Zukunft dazu beitragen, die Möglichkeiten für Paare mit Kinderwunsch erheblich zu erweitern und neue Wege zu eröffnen, um den Wunsch nach einem Kind zu erfüllen.

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