EZB-Warnung: Steigende Inflationserwartungen gefährden Wirtschaftswachstum – Nagel mahnt zur Vorsicht

2025-05-27
EZB-Warnung: Steigende Inflationserwartungen gefährden Wirtschaftswachstum – Nagel mahnt zur Vorsicht
finanzen.net

Frankfurt am Main – EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel hat eindringlich vor den potenziellen Risiken steigender Inflationserwartungen gewarnt. In einer Rede vor dem ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) betonte er, dass der aktuelle Anstieg der Inflationserwartungen in einem Kontext bereits sehr hoher Inflationsraten stattfindet, was die Situation besonders besorgniserregend macht.

Nagel argumentierte, dass eine anhaltende oder gar beschleunigte Zunahme der Inflationserwartungen die Geldpolitik erheblich erschweren könnte. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei darauf bedacht, die Inflation wieder auf das Ziel von zwei Prozent zu senken. Steigende Erwartungen würden diesen Prozess verlangsamen und möglicherweise sogar vereiteln.

Warum sind Inflationserwartungen so wichtig?

Inflationserwartungen spielen eine entscheidende Rolle für die tatsächliche Inflation. Wenn Unternehmen und Konsumenten erwarten, dass die Preise steigen werden, passen sie ihr Verhalten entsprechend an. Unternehmen erhöhen beispielsweise ihre Preise, um zukünftige Kostensteigerungen auszugleichen, während Konsumenten versuchen, früher einzukaufen, bevor die Preise weiter steigen. Dieser Kreislauf kann die Inflation weiter anheizen.

Nagels Bedenken im Detail

Nagel wies darauf hin, dass der jüngste Anstieg der Inflationserwartungen nicht nur auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen ist. Strukturelle Veränderungen in der Weltwirtschaft, wie beispielsweise Lieferkettenprobleme und der Krieg in der Ukraine, tragen ebenfalls zur Unsicherheit bei und lassen die Inflationserwartungen weiter steigen.

Er betonte, dass die EZB alle verfügbaren Instrumente einsetzen werde, um die Inflation zu bekämpfen. Dazu gehören Zinserhöhungen, der Abbau von Anleihekäufen und die gezielte Kommunikation, um die Inflationserwartungen zu verankern. „Wir müssen die Inflationserwartungen stabilisieren, um die Preisstabilität langfristig zu gewährleisten“, so Nagel.

Ausblick und Konsequenzen

Die Warnung von Joachim Nagel unterstreicht die Herausforderungen, vor denen die EZB derzeit steht. Die Notenbank muss ein empfindliches Gleichgewicht finden, um die Inflation zu bekämpfen, ohne gleichzeitig das Wirtschaftswachstum zu gefährden. Eine zu aggressive Geldpolitik könnte eine Rezession auslösen, während eine zu zurückhaltende Politik die Inflation weiter anheizen könnte.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die Inflationserwartungen entwickeln und wie die EZB darauf reagiert. Die Entwicklung der Inflationserwartungen wird nicht nur die Geldpolitik, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung Europas maßgeblich beeinflussen.

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